Weise mir, Herr, deinen Weg; ich will ihn gehen in Treue zu dir.
< Psalm 86, Vers 11 >
Liebe Gemeinde,
weise mir, Herr, deinen Weg; ich will ihn gehen in Treue zu dir. - Was für
ein Lebensgefühl, - da wird nach dem Weg Gottes gefragt, - wir fragen
doch nach unserem Weg. - Wichtig ist da: Durchsetzungsvermögen, das
brauchen wir in Beruf und Politik, aber auch im privaten Bereich. Da gilt:
Wo finden wir Verbündete, oder welcher Seilschaft schließen wir
uns an, damit wir unseren Weg gehen können? Anlehnung ist da nicht gefragt.
- Ach ja! Da ist ja auch noch die Selbstverwirklichung: Wie soll die erreicht
werden, wenn wir uns an einen anderen anlehnen? - Nein, für unser
aufgeklärtes Zeitalter paßt dieser Spruch nicht, er atmet
Untertanengeist und nicht den Geist der Freiheit.
Doch - Hand aufs Herz! - ist nicht eine tiefe Sehnsucht in uns nach einem,
dem ich mich anvertrauen kann, der mein geschundenes Selbstvertrauen, meine
Irrungen und meine Hilflosigkeit aufnimmt und mir weiterhilft? Soll ich aus
Angst vor Fremdbestimmung darauf verzichten? Weil wir in
anlehnungsbedürftigen Augenblicken unser Leben verspielen, wenn wir
an den Falschen geraten, will uns der Monatsspruch davor bewahren, und fordert
uns auf, den Weg Gottes zu erkennen, weil er der Weg des Lebens ist. Dieser
Gott fordert unsere Eigeninitiative, damit wir in einem großen
Lebensentwurf seinen Weg nachzeichnen können, einen Weg, der nicht immer
ein Höhenweg ist, kein seliges Wandeln, sondern durch Krankheit, Einsamkeit
oder Konfliktsituationen und auch in ungewünschte Ausweglosigkeit
führt. Doch seine Spur ist da, wir müssen sie nur erkennen, dann
sehen wir, daß diese Spur oft tief eingedrückt ist, weil er uns
trägt, ohne daß wir es wissen.
Christus hat seine Spur schon gelegt, wir brauchen ihr nur zu folgen.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt,
aber es soll mich nichts gefangennehmen.
< 1. Korinther 6, Vers 12 >
Liebe Gemeinde,
"Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein", heißt
es in einem bekannten Lied. Doch auch dort gibt es sie nicht, denn in unserer
Welt ist alles begrenzt. Dennoch gilt: Christen sind frei. Das Wort von Augustin,
dem großen Kirchenvater, "liebe und tue, was du willst," gilt
uneingeschränkt. Freiheit und Liebe gehören untrennbar zusammen,
und unser Monatsspruch buchstabiert das ganz praktisch. Ich darf alles; aber
nicht alles, das ich darf, bereitet mir ungetrübte Freude. Zwischen
Freiheit und Gefangenschaft gibt es einen ganz schmalen Grat, den es zu beachten
gilt. So steht in den Psalmen einerseits "der Wein erfreut das Herz", und
andererseits "der Wein macht Spötter". Zwischen diesen Sätzen
verläuft die Grenze zur Unfreiheit. Es kann schon ein Glas sein, das
mich beherrscht und das eben mein Herz nicht erfreut. Es ist meine Sache,
herauszufinden und entsprechend zu handeln, damit ich Freiheit nicht durch
Alkohol ersetze.
Liebe und Ehe, zwei wunderbare Dinge, die ohne Freiheit nicht bestehen
können, doch wenn einer die Freiheit benutzt, um Geborgenheit, Gemeinsamkeit
und schöne Stunden mit anderen zu suchen, dann wird das Schöne
zur Hölle und die Mächte der Unfreiheit, - Abhängigkeit und
Kälte, - machen sich breit, das Zusammenleben ist dann nur noch die
reinste Hölle.
Deshalb mahnt Paulus: Verspielt Eure Freiheit nicht, erkennt, daß Christus
Euch zur Liebe befreit hat. Alles darf zum Leben benutzt werden, doch es
darf das Leben nicht beherrschen, denn es steht im Herrschaftsbereich der
Liebe Christi, und da hat keine andere Herrschaft etwas zu suchen. Es gilt:
Freiheit ohne Liebe führt zum Chaos, das kann man im täglichen
Leben und in der Geschichte unschwer belegen. Das Paradebeispiel aus der
Geschichte ist die Französische Revolution. Freiheit und
Brüderlichkeit waren ihre Ausgangsforderungen, doch bald erstickten
diese Forderungen in einem Meer von Blut und Gewalt, weil man Freiheit mit
Willkür verwechselte. Davor will uns der Monatsspruch bewahren.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt
Jesus Christus spricht: Wer bei euch groß sein will, der soll euer
Diener sein.
< Markus 10, Vers 43 >
Liebe Gemeinde,
wer groß werden möchte, muß sich hochdienen, dies ist allgemein
anerkannt. Entsprechend dieser Erkenntnis handeln die, die nach oben
wollen.
Diese Binsenwahrheit ist für jeden sichtbar, der in diesen Tagen die
Veranstaltungskalender der Parteien studiert. Die Politiker, die weiterhin
groß sein möchten, machen sich klein und sind für uns da.
Sie wissen: Großsein ist ein lohnendes Ziel, dafür kann man sich
ruhig eine Zeit kleinmachen. Der Große sieht sich dann plötzlich
Zwängen ausgesetzt, die das Dienen erschweren und das Verdienen erleichtern.
Jesus kennt die Zwänge, die die Großen umgeben, Zwänge, die
ihnen vermitteln, nur sie haben das Wissen und den Durchblick, die anderen
sind Dummköpfe, die keine Ahnung von der Wirklichkeit haben. Jesus will
vor diesem verhängnisvollen Irrtum bewahren. Er erinnert daran, daß
Größe nur dann Bestand hat, wenn die Gabe, die den Menschen groß
macht, zum Nutzen des Nächsten eingesetzt wird. Deshalb darf das Dienen
mit dem Großsein nicht aufhören.
Ein Blick in die Enthüllungsgeschichten von Korruption, Bestechlichkeit
und Egoismus läßt uns schaudern und die bange Frage stellen: Wie
soll dies alles weitergehen? - In einer Welt der Arbeitsteilung, in der jeder
auf die Vorarbeit eines anderen angewiesen ist, hat egoistisches, korruptes,
nur dem Eigeninteresse dienendes Verhalten im politischen und im privaten
Bereich katastrophale Folgen.
Der Monatsspruch mahnt an: von Gott verliehene Gaben sind zum Wohl des
Nächsten einzusetzen, denn wer seine Gaben nicht für den Nächsten
einsetzt, beutet aus, auch wenn alles, was er macht, rechtens ist. Pastor
Bodelschwingh formulierte so: Was nicht im Dienst steht, steht im Raub.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt
Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit
gegeben, so daß ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt.
< 1. Petrus 1, Vers 21 >
Liebe Gemeinde,
ohne die Auferweckung Jesu gibt es unseren Glauben nicht. Die Auferstehung
ist das Fundament, auf dem alles ruht und das auch am heftigsten angegriffen
wird. Der Glaube an die Auferstehung löst nämlich das Spannungsfeld,
daß wir zum Sterben geboren sind und zum Leben sterben müssen,
nicht auf. Das Sterbenmüssen ist auch für uns Christen eine
schmerzliche Erfahrung, der wir nicht entfliehen können. Weite Kreise
unserer Gesellschaft lachen über die Hoffnung der Christen auf
unzerstörbares Leben über den Tod hinaus. Der Tod verschlingt alles,
was wir an Hoffnung haben. Da bleibt dann neben den Absturz ins Nichts
höchstens noch eine Vorstellung von Seelenwanderung oder Wiedergeburt,
aber der Auferstehung stehen viele Menschen skeptisch gegenüber, und
damit werden alle auf diese Auferstehung zurückgehenden Werte, wie die
christliche Sonn- und Feiertagskultur, ausgehöhlt und zur Disposition
gestellt. Glaubenserfahrungen sind in Gesellschaft und Politik nicht gefragt
und selbst von unserem Kirchenpräsident wird in der Auseinandersetzung
um den Sonntag nicht daran erinnert, daß es Gott ist, der hinter der
Heiligung steht, und daß es nicht in unser Belieben gestellt ist, mit
den Glaubenswahrheiten zu verfahren wie mit einer Ware. Der biblische Grundwert
des ungeteilten Lebensschutzes darf nicht zur Disposition gestellt und durch
Mehrheitsbeschlüsse ersetzt werden, die bestimmen, was zum Leben
gehört. Der Glaube an die Auferstehung macht uns Christen zu Fremden,
weil er uns zu Störenfrieden macht in einer Welt, in der als oberste
Maxime das persönliche Wohlbefinden gilt. Der Auferstehungsglaube stellt
dieser Welt die gelebte solidarische Liebe entgegen und bezeugt, Gottes Handeln
in der Geschichte hat einen Namen: Jesus Christus, den Gott auferweckt hat.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt
Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten
Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
< 1. Petrus 4, Vers 10 >
Liebe Gemeinde,
wer kann schon immer dienen, der Lakai sein für andere? - Einmal sich
bedienen lassen, das ist doch ein erstrebenswertes Ziel, aus dem sich ein
ganzer Dienstleistungszweig aufbaut, damit wir uns Essengehen und Urlaubmachen
leisten können. Es ist doch schon, einmal sich bedienen zu lassen und
die Arbeit anderer zu genießen. Dafür zahlen wir dann auch gern
und lassen andere von uns leben. Doch an Stelle der Bedienenden möchten
wir nicht sein, denn was die sich so anhören müssen, ist erstaunlich.
Dafür werden sie bezahlt. Im Gegensatz zum Dienen steht das Verdienen
bei uns hoch im Kurs. Denn Verdienen bedeutet Macht haben und ausüben,
eben, sich Diener leisten zu können. Ein ausgeklügeltes System
sorgt dafür, daß das Gefälle zwischen hohen und niedrigen
Arbeiten erhalten bleibt. Es muß sich ja lohnen, die bessere Begabung
zu haben. Sicherlich mag die Grundordnung für Politik und Wirtschaft
gut sein, doch unter uns Christen gilt eine andere Grundordnung, die geht
davon aus, daß wir ohne die vielfältige Gnade Gottes nicht leben
können. Gottes Liebe gilt allen, er hat keine Günstlinge geschaffen,
deshalb sind alle Gaben, die er uns gegeben hat, gleichwertig und dienen
dazu, dem anderen etwas von der Liebe Gottes mitteilen zu können. Dazu
benötige ich eine ganze Bandbreite von Begabungen, damit die notwendige
Bandbreite der Liebesübermittlung erfolgen kann. Gute Haushalter / Verwalter
sind wir dann, wenn wir nicht nur an uns denken, sondern an die anderen,
die unsere Begabung notwendig haben. Da gilt, was Bischof Dibelius, der
verstorbene Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, geschrieben
hat: Ein Christ ist immer im Dienst. Auch beim Sich-bedienen-lassen.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt
Euer Herz sei ungeteilt bei dem Herrn, unserm Gott.
< 1. Könige 8, Vers 61 >
Liebe Gemeinde,
der Monatsspruch stammt aus der Rede des Königs Salomo anläßlich
der Einweihung des Tempels in Jerusalem. Mit ganzer Kraft wurde das Gotteshaus
erbaut, und nun war es endlich fertig. Wir alle kennen das, wenn ein Ziel,
das man sich steckt, erreicht wird, dann tritt eine Phase der Erschöpfung
ein, man wendet sich gern etwas anderem zu und die Dienstgemeinschaft, das
Zusammenstehen für die vorangegangene Aufgabe, droht zu zerbrechen,
weil sich unser Herz einem neuen Schwerpunkt zuwendet. So sind nach der
Erfüllung gemeinsamer Anschaffungsziele viele Ehen am Ende, und
kopfschüttelnd muß man feststellen, erst schaffen sie sich was,
dann gehen sie auseinander. Salomo kennt dies und ermanhnt uns, darauf zu
achten, daß das Herz bei dem einen Gott bleibt, der Liebe Vergebung
und Neuanfang, das heißt Leben, bedeutet. Das Herz des Menschen, unser
Herz, neigt dazu, sich immer wieder neuen Zielen zu verschreiben. Die Bibel
weiß davon ein Lied zu singen. Die Auseinandersetzung des Propheten
Elia mit einer hundertköpfigen Schar Baalspriestern auf dem Berg Karmel
dürfte eine der bekanntesten sein. "Was hinkt ihr auf beiden Seiten",
fragt der Prophet die Kinder Gottes und fordert zur Entscheidung auf. Die
Richtung ist klar, doch der Weg ist schwer, denn das Herz des Menschen ist
wie Quecksilber, das jetzt da, bald anderswo ist, sagt Luther, und ein
geflügeltes Wort, "was geht mich mein Geschwätz von gestern an",
zeigt in dieselbe Richtung, oder das berühmte Hängen des Mantels
mit dem Wind. Euer Herz sei ungeteilt bei dem Herrn, unserem Gott, heißt:
trage ihm vor, alles, was dich bewegt, und überprüfe deine
Entscheidungen an dem Leben Jesu, und dann entscheide dich, gehe den Weg
weiter oder verändere deine Richtung. Du kannst es, denn der Gott der
Liebe, er trägt dich, und Pfingsten erinnert uns daran: er gibt dir
den Heiligen Geist, den Mutmacher, daß du den Weg gehst, den er dir
zeigt.
Ihr
Pfarrer F. Schmidt