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Protestantische Kirchengemeinde
Unbekümmertheit als „Lebensbatterie” EISENBERG: Projekt „Alt und Jung” der evangelischen Kindertagesstätte - Regelmäßig zu Besuch im DSK-Seniorenheim „Wenn wir singen, lachen, viel zusammen machen, geht's uns gut”, trällern gemeinsam sechs Steppkes aus der evangelischen Kindertagesstätte Eisenberg und 14 Senioren aus dem DSK-Heim auf die Melodie von „Meister Jakob”. Einmal im Monat verbringen Alt und Jung eine kurze, aber intensive Zeit miteinander. Am Freitag waren Vier- und Fünfjährige wieder zu Besuch in der Pflegeeinrichtung in der Philipp-Mayer-Straße. Die bunten Namensschildchen der Kleinen verraten, dass sie aus der Eichhörnchengruppe stammen. Jedes Kind hat in seinen Händen ein Tüchlein verborgen. Ergotherapeutin Sandra Deobald hilft einigen Senioren dabei, es den vier Mädchen und zwei Jungen gleich zu tun. Zu einem französischen Lied wird der Griff gelockert, die Tücher quellen hervor: die Blümchen für den Blütentanz erwachen. Zunächst werden sie langsam hin und her geschwenkt, dann aber - zum flotteren Rhythmus - entfalten sie ihre ganze farbenfrohe Pracht: Die Tücher wirbeln durch den Raum. Alle sind gleichermaßen begeistert bei der Sache. Die Kinder aus der Eichhörnchengruppe der evangelischen Kindertagesstätte bringen Abwechslung in das Leben der Senioren im DSK-Heim in Eisenberg. FOTO: BENNDORF Die Idee zu dem Projekt „Alt und Jung” mit den regelmäßigen generationenübergreifenden Treffen hatte Annette Kirch. „Ich habe einige Jahre in der Beschäftigungstherapie eines Pflegeheims in Maxdorf gearbeitet, wo nebenan ein Kindergarten war”, erzählt die Erzieherin. Im Oktober 2010 gingen erstmals Vier- und Fünfjährige aus der evangelischen Kita zu den Bewohnern der DSK-Einrichtung, die nicht mehr nach draußen kommen, weil sie gesundheitlich oder in ihrer Alltagskompetenz stark eingeschränkt sind. Es gibt jedes Mal eine Vor- und eine Nachbereitung, wie Kirch erklärt. Das sei sehr wichtig. Im Vorfeld sei das Ziel, die Kleinen für die Probleme im Alter zu sensibilisieren. Beispielsweise spreche man über Gehhilfen, vom Stock über den Rollator bis zum Rollstuhl. Im Nachhinein werde über das Erlebte geredet und Fragen der Kinder beantwortet. Die Kita-Gruppe, die abwechselnd in die drei Wohnbereiche des Heims geht, besteht immer für jeweils ein Jahr aus denselben Mitgliedern. „Damit man auf Erfahrungen aufbauen kann”, erläutert Kirch. Im Februar ist Premiere für einen Gegenbesuch, wodurch natürlich mehr Kinder Kontakt zu den Heimbewohnern bekommen. Deobalds Ankündigung dieses Ereignisses hat freudige Zustimmung bei den Senioren ausgelöst. „Das harmonische Miteinander motiviert und belebt”, hat die Ergotherapeutin beobachtet. „Kinder sind in ihrer Unbekümmertheit für die betagten Menschen wie eine Batterie des Lebens”, meint Kirch. „Ich finde dieses Projekt ganz toll. So etwas hat es zu meiner Zeit nicht gegeben”, sagt die 84-jährige Magda Kackert. „Ich mag Kinder”, erzählt Brunhild Barte. Ihre vier Urenkel seien inzwischen um die 20, und montags habe sie immer großen Spaß in der Gesangsgruppe des Heims - wie beim Singen mit den Kleinen. Nun werden auf alle Mittelfinger Ringe mit farbigen Papiervögelchen gezogen, die so konstruiert sind, dass ihre weiten Flügel auf und nieder gehen, wenn man die Hände entsprechend bewegt. Es wird „Kommt ein Vogel geflogen” angestimmt und „Wenn ich ein Vöglein wär'”. Die Lieder kennen die „Omas” und „Opas” noch aus Kindertagen - Erinnerungen, die (noch) nicht verloren gegangen sind... (abf) DIE RHEINPFALZ - Unterhaardter Rundschau - Nr. 25, Montag, 30. Januar 2012, Seite Nr. 19 |