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Protestantische Kirchengemeinde
30 Minuten zum Innehalten EISENBERG: Seit fast 15 Jahren organisieren einige Frauen regelmäßig die „Halbe Stunde der Besinnung“ in der evangelischen Kirche Seit November 1994 lädt das Vorbereitungsteam
- vier Damen der protestantischen Kirchengemeinde Eisenberg - jeweils
sechs Mal im Jahr zu einer „Halben Stunde der Besinnung“ ins Gotteshaus
ein. Bei Gebeten, Lyrik und Musik können die Besucher Abstand
gewinnen vom Alltag und sich entspannen. Jede Veranstaltung hat
ein eigenes Thema. Am Mittwoch „Man nehme zwölf gut ausgereifte Monate (...), frei von jeglicher Erinnerung an Bitterkeit, Groll, Rachsucht, Neid und Eifersucht“, gibt Annerose Pabst vor dem hübsch dekorierten Altar das „Rezept aus einem alten Kalender“ weiter. Es stamme aus der Feder des Theologen und als „Fernsehpfarrer“ bekannten Johannes Kuhn, von dem sie schon viel vorgetragen habe, erzählt sie später der RHEINPFALZ. Aus der Bibel werde selten gelesen, nur wenn bestimmte Psalme besprochen werden, so Hansi Gärtner. Prisca Eichling betont: „Wir machen keine Andacht.“ Die „Halbe Stunde der Besinnung“ werde so durchgeführt, wie sie von ihrem Urheber, Pfarrer Dieter Schupp, einst konzipiert worden sei. Der Geistliche hatte von 1976 bis 1989 die Pfarrstelle 1 in Eisenberg inne. Seinem Nachfolger, Pfarrer Friedrich Schmidt, habe das Lyrische nicht so gelegen, erzählt Eichling. Irgendwann sei dann an die Frauen des ehemaligen Besuchskreises, die sich um alte und einsame Menschen gekümmert haben, die Bitte herangetragen worden, die 30 Minuten zum Innehalten zu übernehmen und in der ursprünglichen Form fortzusetzen. 1994 nahm das Vorbereitungsteam seine Arbeit
auf. Seither gibt es immer zwischen November und Mai am ersten Mittwoch
im Monat eine besinnliche halbe Stunde. Das Vorbereitungsteam für die „Halbe Stunde der Besinnung“, Annerose Pabst, Hansi Gärtner und Erika Biesterfeldt (von links), stimmte am Mittwoch in der Kirche auf das neue Jahr ein. - FOTO: BENNDORF Am Mittwoch war erstmals der Posaunenchor
der evangelischen Kirche dabei. Nach einem kurzen musikalischen
Auftakt begrüßt Erika Biesterfeldt die gut 20 Anwesenden Mit dem „Goldenen Baum“ von Albrecht Goes
wird Abschied genommen vom Christbaum, auch von dem, der noch prächtig
geschmückt neben dem Altar steht. In mehreren Etappen wird
dann Hans Christian Andersens Erzählung „Zwölf mit der
Post“ vorgetragen, eine vergnügliche Abhandlung über die
Monate, die mit der (Post-)Kutsche reisen: Als Kaufmann, der nur
Rechnungen mit sich führt, kommt der Januar daher, und das
„Fräulein Mai“ trägt ein lindenblattartiges Kleid und
Anemonen im Haar. Dem Koloriermeister, der nur einen Farbtopf im
Gepäck hat, folgt „Bunt sind schon die „Man zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Tage, damit der Vorrat gerade für ein Jahr ausreicht“, empfiehlt Johannes Kuhn in seinem Rezept. „Für jeden Tag nehme man so und so viele Teile Entschlossenheit, Mut, Ehrenhaftigkeit, Arbeit, Ruhe, und füge einen Löffel Schwungkraft und Frohsinn hinzu (...) und eine kleine Dosis Nachsicht (...). Sodann übergieße man das Ganze mit Liebe und rühre kräftig um“, so die weiteren Ratschläge, die Annerose Pabst vergnügt zitiert. Das Beste an der Arbeit im Vorbereitungsteam sei, so Biesterfeldt nach dem „Vater unser“, „dass wir viel lesen müssen“. (abf) DIE RHEINPFALZ - Unterhaardter Rundschau - Nr. 7, Freitag, 09. Januar 2009 |