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Begegnung: Friedrich Schmidt "Sehnsucht nach Gott wie eh und je vorhanden" EISENBERG: Protestantischer Pfarrer seit 40 Jahren im Dienst der Landeskirche - Politisches Engagement vermisst Von unserer Mitarbeiterin Anja Benndorf "Mao Tse Tung ist schuld daran, dass ich Pfarrer wurde", erklärt Friedrich Schmidt aus Eisenberg. Eigentlich habe er Religionslehrer werden wollen. Aber Dank der Begegnung als Jugendlicher mit einer christlichen Missionarin, die wie ihre Kollegen in den 50er Jahren die Volksrepublik China verlassen musste, habe er sich anders entschieden. Seit 40 Jahren steht Schmidt nun im Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz, knapp 25 davon in Eisenberg. Die offizielle Dankesurkunde der Landeskirche zu seinem Jubiläum am 31. März, die den Dienstweg von Speyer über das Dekanat Grünstadt geht, wurde ihm allerdings bis Ende April noch nicht überreicht. "Schade, dass hier das Fingerspitzengefühl fehlt", kritisiert Schmidt. Dabei gehe es nicht um seine Person, sondern ums Prinzip. "Als Pfarrer kann ich auch nicht ein Paar, das diamantene Hochzeit feiert, erst ein, zwei Monate später besuchen", sagt der 62-Jährige. Mit solchen Kleinigkeiten zum richtigen Zeitpunkt erweise man den Menschen Achtung und das sollte in einer kirchlichen Gemeinschaft selbstverständlich sein, meint der gebürtige Lampertheimer (Hessen), der mit zehn Jahren zu den christlichen Pfadfindern kam. Sein Elternhaus sei nicht sehr religiös gewesen, erzählt Schmidt, dessen Stiefvater Betriebsleiter in einer Möbelfabrik war. Nach der Schule lernte er "erst einmal etwas Praktisches": Maschinenschlosser bei Daimler-Benz in Mannheim. "Im Anschluss habe ich ein Jahr lang in meinem Lehrberuf gearbeitet, um Geld für das Studium am 'Seminar für Katechetik und Gemeindediakonie' in Ludwigsburg zu verdienen." Nach dem Anerkennungsjahr, mit dem die Ausbildung im März 1964 beendet war, wurde Schmidt vom damaligen Oberkirchenrat Hussong in die Pfalz gerufen, wo er eine halbe Stelle zur Unterstützung der Pfadfinder antrat. "Damals war man bemüht, die Effizienz in der Jugendarbeit zu steigern, indem man mehr hauptamtliche Mitarbeiter einstellte", erklärt Schmidt. Oft war er bis spät abends in ganz Rheinland-Pfalz und im Saarland unterwegs, musste aber morgens um 8 Uhr in der Realschule Frankenthal wieder Religionsunterricht geben. Diese Doppelbelastung gab er zugunsten des Schuldienstes auf. "Als dann die Kinder meiner früheren Schüler in der Klasse saßen, orientierte ich mich neu."
Schmidt übernahm im November 1978 - offiziell erst neun Monate später, nachdem sein Vertrag mit der Schule ausgelaufen war - die verwaiste Pfarrstelle in Steinborn (Eisenberg II). Später erhielt Karl-Ludwig Hauth diese Stelle, und Friedrich Schmidt wechselte nach Eisenberg I, wo er noch bis 2006 als Pfarrer und Geschäftsführer tätig sein wird. Die Zusammenarbeit mit Hauth klappe gut, sagt er. Jeden Freitagmorgen treffe man sich zur Dienstbesprechung in einem Café und nicht in einem stillen Kämmerlein, "denn es ist wichtig, für die Gemeinde präsent zu sein." So auch bei den Gottesdiensten, selbst wenn manchmal nur wenige kämen. Die Menschen müssten sich darauf verlassen können, dass die Andachten wie angekündigt stattfänden, "sie sollen sich zu Hause fühlen." Dieses Konzept sei wohl richtig, meint Schmidt, denn insgesamt steige die Zahl der Gottesdienstbesucher wieder. Die Sehnsucht nach Gott sei wie eh und je vorhanden, wie der sechsfache Vater beispielsweise an Texten moderner Musikgruppen sehe. "Allerdings stehen die Leute nicht mehr so zusammen wie früher", bedauert Schmidt, der findet, dass sich auch Geistliche politisch betätigen sollten. Als ehemals aktives Mitglied der IG Metall kann er sich noch gut an große Demonstrationen der Gewerkschaften in den 50er und 60er Jahren erinnern. Der Pfarrer vermisst ein kollektives Aufbegehren gegen die zunehmenden sozialen Ungerechtigkeiten. "Es bleiben zu viele auf der Strecke", so Schmidt, der nach seiner Pensionierung nicht nur viel reisen, sondern sich auch weiterhin ehrenamtlich im Krankenpflegeverein und anderswo engagieren will. Nur mit Freiwilligen könne eine Gemeinschaft leistungsfähig sein, meint er und lobt die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter in seiner Gemeinde, unter anderem seine Ehefrau Edeltraud. Letztes Jahr habe das Presbyterium den Spenden-Fonds "Helfende Hände" zur gezielten Unterstützung von Bedürftigen eingerichtet. Gesammelt werde derzeit außerdem für den Bau eines 60.000 Euro teuren Fahrstuhls im Evangelischen Gemeindehaus. KURZ-INFO: Das Spendenkonto für "Helfende Hände" hat die Nummer 1 100 650 bei der Sparkasse Donnersberg (BLZ 540 519 90). Geld für den Fahrstuhl kann man auf das Konto 200 062 115 einzahlen. Die Rheinpfalz - Nr. 100, Donnerstag, 29. April 2004 Urkunde wird nachgereicht EISENBERG: Dekan Weber nimmt Stellung Er habe mehrfach versucht, Pfarrer Friedrich Schmidt am Tag seines Dienstjubiläms am 31. März sowie an den darauffolgenden Tagen zu erreichen, um ihm zu gratulieren und ihm die Dankurkunde der Landeskirche zu übergeben, schreibt Dekan Dieter Weber vom protestantischen Dekanat Grünstadt in einer Stellungnahme zum RHEINPFALZ-Artikel, der am 29. April erschien. Schmidt hatte in dem Artikel seine Enttäuschung darüber geäußert, dass er die Dankesurkunde der Landeskirche bis Ende April immer noch nicht erhalten habe. Er habe Schmidt an den genannten Tagen nicht erreicht, danach sei er selbst eine Woche in Urlaub gewesen, so Dekan Weber in seiner Stellungnahme. Der Zeitraum um die Osterfeiertage sei ihm dann als ungünstig erschienen. Er werde die Überreichung der Urkunde bei einer Zusammenkunft der Pfarrer des Dekanats, die am heutigen Montag stattfinden soll, nachholen. (red) Die Rheinpfalz - Nr. 102, Montag, 03. Mai 2004 |
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