Protestantische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Evangelischer Frauenbund 

„Niemand übersehen, niemand sich selbst überlassen“

EISENBERG: Evangelischer Frauenbund heute vor 75 Jahren gegründet - 220 Mitglieder zwischen 40 und 96 Jahren

Auf den Tag genau besteht heute der Evangelische Frauenbund Eisenberg seit 75 Jahren. Zu der sich alle zwei Wochen treffenden Gruppe gehören derzeit rund 220 Frauen im Alter zwischen 40 und 96 Jahren.

Für manches alleinstehende Mitglied ist der Frauenbund so etwas wie ein Familienersatz. Alle Zusammenkünfte, Feste, Geburtstagsfeiern, Tagesausflüge und Studienreisen stehen nach dem Selbstverständnis der Gruppe aber immer auf dem Grundpfeiler ihres Glaubens. Sichtbares Zeichen dafür sind die Beschäftigung mit der jeweils aktuellen Tageslosung, das Singen von Kirchenliedern und das Lesen von Psalmen.

Persönliche Gespräche sollen jedoch nicht zu kurz kommen. Im Frauenbund werde „niemand übersehen, niemand übergangen, niemand sich selbst überlassen“, heißt es in einem Protokoll aus dem Jahr 2005, und weiter: „Als eintönig kann man unseren Frauenbund absolut nicht bezeichnen. Im Gegenteil, unsere Frauen sind engagiert, entscheidungsfreudig und einsatzbereit und daher ein unverzichtbarer Eckpfeiler unserer Gemeinde.“

Im sauber geführten Protokollbuch lautet die erste handschriftliche Eintragung: „Der Evangelische Frauenbund Eisenberg wurde gegründet am Sonntag, den 14. Februar 1932 in Evangl. Gemeindehaus, nachdem auf Einladung durch Herrn Pfarrer Hérancourt etwa 120 Frauen und verschiedene Männer erschienen waren.“ Aus Speyer war eine Referentin angereist, die „zu den Frauen und Müttern in so herzlicher, natürlicher, warmer Weise“ sprach, „dass sie gleich die Herzen aller Anwesenden gewann“. Und voller Begeisterung heißt es weiter: „Die ganze Versammlung stand unter dem Eindruck: Hier handelt es sich um etwas Großes, um das, was wir suchen und brauchen, hier müssen wir dabei sein.“ Die rund 120 anwesenden Frauen, deren Namen ebenfalls verzeichnet sind, ließen sich dann auch spontan als Mitglieder eintragen. Den Ausschuss, „der beim Wachsen des Bundes noch erweitert werden soll“, bildeten als Vorsitzende „Frau Pfarrer Hérancourt, Frau Wambsgams, Frau Zimmermann, Frau Schifferstein, Frau Hofstedt und Krankenschwester Magdalena Schowalter“. Der monatliche Mitgliedsbeitrag betrug damals 20 Pfennige und sollte
„durch seine Höhe niemanden abschrecken“. Bedürftigen wurde er im Bedarfsfall erlassen.

Die erste Abendveranstaltung des Frauenbunds fand am 17. März 1932 statt, und bis einschließlich Februar 1933 weist das Protokollbuch acht Einträge mit den Aktivitäten der neuen Gemeinschaft auf. Neben Vorträgen und einem Waldfest „bei herrlichem Wetter“ wurde am Erntedankfest des Gründungsjahrs das Stück „Großmutter erzählt“ aufgeführt. Gefreut haben sich die Schwesternstation, die Kinderschule und das Winterhilfswerk des Frauenbunds über eine Spende in Höhe von rund 300 Mark. Der neue Pfarrer Krebs „war zum erstenmal zum allwöchentlichen Frauenbundtreffen erschienen und gab Richtlinien über seine Auffassung der Frauenvereinsarbeit“, verzeichnet kurz das Protokoll vom 2. Februar 1933. Wie diese Auffassungen im Einzelnen aussahen, ist allerdings nicht überliefert.

Bis 1957 klafft eine Lücke in den Aufzeichnungen, denn das Buch war offensichtlich an einem sicheren Ort gelagert, und erst Pfarrer Bechberger hat es zum 25-jährigen Bestehen wieder
„ausgegraben“ und erneut führen lassen. Im Oktober 1957 begannen die Nähstunden im Handarbeitssaal des Gemeindehauses unter Leitung von zwei Schneiderinnen. Neben der Bibelarbeit thematisierten die Zusammenkünfte auch aktuelle Anlässe. Und dass vor einem halben Jahrhundert schon gewisse Anzeichen einer Abkehr von der Kirche vorhanden waren, lässt sich aus der Notiz zur Konfirmation entnehmen: „Wie groß ist der Erfolg der Konfirmanden? Christenlehre-Besuch nur etwa 25 Prozent. Es soll eine Einsegnung und keine Aussegnung sein.“ Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen 1982, und auch der 65. Geburtstag 1997 wurde in Verbindung mit dem Dekanatsfrauentag würdig begangen.

I N F O

Die offiziellen Jubiläumsfeiern finden am Samstag, 28. April, mit dem Dekanatsfrauentag und am Sonntag, 29. April, mit einem Festgottesdienst in der Kirche und anschließendem Empfang im Foyer des Evangelischen Gemeindehauses statt. (hsc)

Die Rheinpfalz - Nr. 38, Mittwoch, 14. Februar 2007, Seite 13


Z I T I E R T

„Uns beherrscht der Perfektionismus. Die Männer sind perfekt im Beruf, die Frauen sind perfekt. In der Wohnung ist alles perfekt, der Fußboden ist blitzblank. Äußerlich ist alles in Ordnung. (...) Wir haben keine Zeit mehr und werden nicht froh, z.B. kann eine Familie sich nicht zu Hause wohl fühlen, wo die Hausfrau überall mit dem Putzlappen hinterher ist und wo das gute Zimmer nicht benutzt werden darf. Es könnte ja etwas schmutzig werden.“

Quelle: Protokollbucheintrag des Evangelischen Frauenbundes Eisenberg vom 5. November 1957 (hsc)

Die Rheinpfalz - Nr. 38, Mittwoch, 14. Februar 2007, Seite 13


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