Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Evangelisches Gemeindehaus

Seit 75 Jahren die „gute Stube“ der Stadt

EISENBERG: Evangelisches Gemeindehaus bietet nicht nur Raum für kirchliche Aktivitäten - Am 26. Oktober 1930 eingeweiht

Umfangreiche und dringend notwendige Renovierungs- und Erhaltungsmaßnahmen sind derzeit im und am Evangelischen Gemeindehaus in Arbeit, das in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag feiern kann.

Nach der Grundsteinlegung am 4. August 1929 wurde das Haus nach den Plänen des Architekten Karl Miesel aus Stauf von dem Eisenberger Bauunternehmer und Maurermeister Karl Scheifling für den veranschlagten Preis einschließlich Bauplatz von 147.500 Mark erbaut. Seiner Bestimmung übergab der damalige Pfarrer Hérancourt den Neubau in einem feierlichen Festakt am 26. Oktober 1930.

„Das schöne neue Haus, das seitdem zum Mittelpunkt des protestantischen Gemeindelebens wurde“, wie es in der Chronik heißt, hatte folgende Räumlichkeiten: „Im Erdgeschoss befindet sich eine große Halle mit Kleiderablage, die auch zu Ausstellungszwecken benutzbar ist, ein Handarbeitssaal, der auch dem evangelischen Frauen- und Männerwerk zur Verfügung steht, ein Konfirmanden- und Kirchenchorsaal, die Zimmer für das evangelische Jugendwerk, das Presbyterzimmer und die Hausmeisterwohnung.“ Im Obergeschoss waren der Saal mit 600 Sitzplätzen mit einer Bühne und versenkbarem Orchesterraum und eine Empore mit weiteren 210 Sitzplätzen. Die Ausmaße des Gemeindehauses betrugen 36 Meter Länge, 16,50 Meter Breite und 15 Meter Höhe.

egh75.jpg (77 KB) - Foto: Studenski

Das Evangelische Gemeindehaus Eisenberg auf einem Gemälde im Pfarrbüro.
FOTO: STUDENSKI

Der Grund für den Bau des großzügigen Gebäudes für die damals rund 3000 Seelen zählende protestantische Kirchengemeinde lag wahrscheinlich darin, dass für die umfangreichen kirchlichen Aktivitäten keine Räumlichkeiten zur Verfügung standen. So hatte Pfarrer Hérancourt seit seinem Amtsantritt im Jahre 1925 eine erfolgreiche Jugendarbeit mit einer Mädchengruppe und der Gründung des CVJM auf den Weg gebracht. Mit der Einweihung stand der Kirchengemeinde, der politischen Gemeinde und den Vereinen ein repräsentatives Gebäude zur Verfügung, in dem kulturelle und größere Festveranstaltungen über die Bühne gingen.

Für die Finanzierung der Baukosten hatte sich die Kirchengemeinde allerdings erheblich verschulden müssen, wie Gustav Eichling in seinen Nachforschungen herausgefunden hat. Da die vorhandenen Grundstücke von der Pfarrpfründeverwaltung übernommen und von der Protestantischen Landeskirche verwaltet wurden, konnte die Kirchengemeinde nicht mehr wie bei früherem Geldbedarf Grundstücke mit Tonvorkommen verkaufen. Die drückende Schuldenlast habe die kirchliche Arbeit beeinträchtigt, stellt Eichling weiter fest. Es war sogar die Rede vom
„Schuldentempel“, der da gebaut worden sei.

Spekulationen zufolge sollen diese Unstimmigkeiten Pfarrer Hérancourt zur Aufgabe der Pfarrstelle veranlasst haben. Er übernahm ab 1932 eine Hugenottengemeinde in Ostpreußen, verbrachte nach Kriegsende seinen Lebensabend in Carlsberg und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Eisenberger Friedhof. Nach dem Krieg wurden die besonderen Verdienste des Pfarrers beim Bau des Gemeindehauses mehrfach gewürdigt. In schwieriger Zeit hat er mit großem Durchsetzungsvermögen ein Projekt realisiert, für das ganz Eisenberg heute noch dankbar ist.

Den ursprünglichen Namen „Evangelisches“ Gemeindehaus hat trotz der Bildung eines Zweckverbandes, dem die Stadt, der Donnersbergkreis und die Kirchengemeinde angehören, die
„gute Stube“ Eisenbergs weiter behalten. (hsc)

I N F O

Die protestantische Kirchengemeinde feiert das Jubiläum am zweiten Adventssonntag
(4. Dezember) mit einem Festgottesdienst.

Die Rheinpfalz - Nr. 248, Dienstag, 25. Oktober 2005


 

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