Ökumenische Sozialstation "Hektik darf in unserem Beruf nicht aufkommen" EISENBERG: Unterwegs mit einer Schwester von der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg-Ost Im Vorgarten des Einfamilienhauses blühen Tulpen und Narzissen, die Frühlingssonne schickt erste wärmende Strahlen, doch die Bewohnerin des Hauses darf sie in diesem Jahr nicht genießen. Schwester Raphaela Müller von der Außenstelle der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg-Ost in Eisenberg klingelt mehrmals täglich bei dem älteren Paar, um die schwerkranke Ehefrau medizinisch zu versorgen. Im Wohnzimmer stapeln sich Schachteln mit Verbänden, Schläuchen, Kompressen und Spritzen. Neben dem Bett der Patientin stehen griffbereit Flaschen und Tuben - Salben, Waschlotion und Desinfektionsmittel. "Heute hatten wir eigentlich eine ganz gute Nacht", berichtet der Ehemann. Bevor Schwester Raphaela sich daran macht, die Patientin zu waschen und medizinisch zu versorgen, streichelt sie ihr sanft über das Gesicht, begrüßt sie liebevoll, spricht mit ihr. Eine friedliche Atmosphäre liegt über der Szene. Hier, so wird rasch klar, ist ein Mensch am Werk, der seiner Arbeit mit Leidenschaft nachgeht. Zeit für persönliche Worte Auch wenn Grund- und Behandlungspflege in einem eng gesteckten zeitlichen Rahmen ablaufen müssen, für persönliche Worte und Menschlichkeit ist immer Zeit. "Hektik darf in unserem Beruf auf keinen Fall aufkommen", berichtet Schwester Raphaela. 13 Patientinnen und Patienten besucht Raphaela Müller an diesem Vormittag. Dabei sind ihre Aufgaben in von Patient zu Patient verschieden. Eine Steinbornerin bekommt neben der morgendlichen Injektion auch gleich noch die Zeitung aus dem Briefkasten mitgebracht. Die rüstige Dame ist glücklich über die Dienste der Sozialstation. "Alleine kann ich mich nicht spritzen und sonst müßte ich jeden Tag zum Arzt. So ist das doch viel bequemer." Kaum aus ihren weißen Kleinwagen ausgestiegen, ist Schwester Raphaela nach solchen unkomplizierten Kurzbesuchen schon wieder unterwegs. Mit einem "und weiter geht's" steuert sie die nächste Patientin an. Während die Frau, die vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitten hat, von Schwester Raphaela die tägliche Morgentoilette erhält, erzählt mir der 88jährige Ehemann von seinen Urenkeln, zeigt mir seine Eisenbahnen und berichtet von den Tücken der "Isetta" im Schnee. "Ach, wenn man seine Patienten eine Weile besucht, dann kennt man von den meisten die ganze Lebensgeschichte", so Schwester Raphaela. Nach sechs Patienten steuert sie an diesem Vormittag das Büro in der Ripperterstraße 18 an. Ein kurzer Blick auf den Anrufbeantworter - es könnte sich ein Patient gemeldet haben, der Hilfe braucht. Alles ist ruhig, und so geht es gleich weiter. Eigentlich wäre langsam Zeit für eine Frühstückspause, doch die Zeit drängt und so muß ein belegtes Brötchen reichen, das sich die Krankenschwester während der Fahrt nach Kerzenheim gönnt. "Bei der nächsten Familie gehöre ich zum Inventar, fast so wie der Schrank in der Ecke", lacht Müller. Die 85jährige Schwester der bettlägerigen Patientin macht ihre Scherze mit uns. Ihre kleinen Augen blitzen verschmitzt, bei der Pflege ihrer jüngeren Schwester packt sie mit an, denn, so klärt sie uns auf: "Ganz zum alten Eisen gehöre ich ja net!" Kurze Zeit später sind wir wieder im Büro. Fast das komplette vierköpfige Team aus Eisenberg ist anwesend. Bei der Gelegenheit planen Schwester Raphaela, Schwester Petra und Schwester Silke das Wochenende und die Abendrunden der kommenden Woche. Eine Kollegin ist erkrankt, schon wird es eng im Dienstplan. Die freien Tage werden erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Zwischen Tür und Angel freut man sich gemeinsam über die Erfolge einzelner Patienten. Nach dem obligatorischen Blick auf den Anrufbeantworter sitzen wir schon wieder im Auto und steuern das nächste Ziel an. Unterwegs erzählt Schwester Raphaela über die Berufsvoraussetzungen. Um in der Sozialstation zu arbeiten, muß man eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert haben und im Anschluß daran mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in der Klinik gesammelt haben. "Schließlich sind wir alleine mit den Patienten, da müssen wir häufig wichtige Entscheidungen treffen." 20 Schwestern arbeiten bei der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg-Ost, davon vier in der Eisenberger Zweigstelle, die seit 1995 in der Ripperterstraße 18 ihren Sitz hat. Betreuen auch junge Menschen Derzeit betreuen diese zwischen 45 und 50 Patienten in der gesamten Verbandsgemeinde Eisenberg. "Den typischen Patienten gibt es übrigens nicht, oft betreuen wir beispielsweise auch recht junge Menschen", klärt Schwester Raphaela auf. Die Kosten für die Behandlung sind in manchen Fällen mit den Zahlungen aus der Pflegeversicherung gedeckt, häufig jedoch reicht das Pflegegeld nicht aus, die Patienten müssen zuzahlen. In diesem Zusammenhang rät Müller, möglichst frühzeitig Mitglied im Krankenpflegeverein zu werden. Die Leistungen der Ökumenischen Sozialstation sind breitgefächert und reichen im Bereich der Grundpflege von der täglichen Morgen- oder Abendtoilette bis hin zum Mobilisationstraining. Bei der Behandlungspflege werden beispielsweise Verbände gewechselt, Spritzen verabreicht oder der Blutzucker kontrolliert. Dorfhelferinnen und Hauswirtschaftskräfte setzt die Sozialstation in der Familienpflege und bei der hauswirtschaftlichen Versorgung ein. "Und jetzt schön am Waschbecken festhalten und den Kopf hoch!" bekommt der nächste Patient zu hören. "Man muß manche ein bißchen fordern und jeden Patienten in seine Pflege integrieren." Auch wenn der Kranke sich nur sein Gesicht alleine waschen kann, so bewahrt er sich damit doch ein Stück Selbständigkeit. "Alles", so Schwester Raphaela, "wollen wir den Leuten nicht abnehmen. Was sie alleine können, sollten sie auch alleine bewältigen." Während Raphaela Müller an diesem Tag zum zehnten Mal eine Patienten-Dokumentationsmappe in Händen hält, in die sie alle erledigten Tätigkeiten einträgt, fällt ihr Blick auf den flimmernden Fernseher im Wohnzimmer der Familie. Talkshow ist angesagt: "Wie werde ich faltenfrei?" Für einige Sekunden scheint es fast so, als würde die Krankenschwester endlich ihre längst verdiente Pause einlegen und für einen Moment der TV-Diskussion lauschen, doch da springt sie auch schon wieder auf. "Tschüs, schönes Wochenende." Aus dem Dienstschluß wird nichts Kurz vor Dienstende ein erneuter Blick ins Büro und auf
den Anrufbeantworter. "Na, ich hab es doch geahnt." Eine
Kollegin vom hauswirtschaftlichen Dienst informiert darüber,
daß eine Patientin seit Tagen offenbar keine Tabletten genommen
hat. Aus dem Dienstschluß wird somit erst einmal nichts und
schon wieder klemmt sie sich hinters Steuer. Drei Patienten erfahren
noch die Hilfe der Schwester, dann darf sie sich auf ihr Wochenende
freuen. Ganz abschalten kann sie allerdings nicht: "In Gedanken
bin ich so oft bei meinen Patienten." (caw)
Informationen über die Ökumenische Sozialstation Donnersberg-Ost erhalten Sie in der Zentrale in Kirchheimbolanden, Montag bis Freitag, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 06352 / 705970, oder in Eisenberg, Dienstag 15 bis 16 Uhr und Donnerstag 9 bis 10 Uhr, unter Telefon 06351 / 2171. Die Rheinpfalz - Nr. 85 - Dienstag, 13. April 1999 |
RAT UND HILFE Durch Nachbarschaftshilfe auch Lebensqualität erhöhen KIRCHHEIMBOLANDEN: Initiative "Das Netz" will auf ehrenamtlicher Basis Besuchsdienst für hilfsbedürftige Menschen aufbauen Nachrichten, die bestürzen: Eine alte Frau, die sich aus ihrer Badewanne nicht mehr erheben kann und zwei Tage ausharren muss, bis Hilfe kommt. Wenig Tage später meldete die RHEINPFALZ den ähnlichen Fall einer alten Frau, die in Eisenberg in ihrer Wohnung gestürzt war und sich lange nicht bemerkbar machen konnte. Verhindern könne ihr Projekt solche Fälle zwar nicht, aber doch vorbeugen und gegensteuern, meint Marita Bohn von der Koordinierungs- und Beratungsstelle in der Sozialstation zu ihrer Initiative "Das Netz". Im Juli letzten Jahres initiiert, sei die Entwicklung durch die Probleme in der Sozialstation Anfang dieses Jahres etwas ins Stocken geraten, der weitere Aufbau soll jetzt aber konsequent erfolgen, erklärt die Leiterin der Koordinierungs- und Beratungsstelle in der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg Ost. Wie früher die Gemeindeschwester Die Grundidee knüpft an das Arbeitsfeld der früheren Gemeindeschwester an. Während die Pflegeversicherung für die Versorgung Bedürftiger die unterschiedlichsten Leistungsmodule bereithalte, bleibe doch in diesem zunehmend technisch ausgerichteten Umgang das Zwischenmenschliche auf der Strecke. Bohn spricht hier von einer "Lücke" in der Pflegeversicherung. Hier will das "Netz" auf ehrenamtlicher Basis eingreifen und eine Art Besuchsdienst organisieren, um der Gefahr der Vereinsamung in den eigenen vier Wänden entgegenzuwirken, aber auch um in einer Art Nachbarschaftshilfe für chronisch Kranke, Hochbetagte, Gehbehinderte Behördengänge zu übernehmen, sie zum Arzt oder zu Einkäufen zu begleiten oder vielleicht sogar, wenn erforderlich, eine gesetzliche Betreuung anzubahnen. Die Beziehungen, die auf diesem Weg aufgebaut werden, sollen als ein Stück Lebensqualität auch fortbestehen, wenn etwa ein Umzug in ein Altenheim erfolgt. Nach einer ersten Seminarreihe hatten sich elf Interessierte für diesen Dienst gemeldet, davon sind laut Bohn noch neun im Einsatz. Inzwischen sei die Gruppe derer, die diesen Dienst übernehmen wollen, auf etwa 20 Personen angewachsen. 13 Hilfesuchende werden gegenwärtig betreut, doch hat Marita Bohn schon weitere Aufträge in Vorbereitung. Wichtig sei, dass sowohl diejenigen, die diese Hilfe brauchen,
als auch diejenigen, die sie leisten wollen, sich bei ihr meldeten,
betont Marita Bohn. Der Bedarf sei sicher groß, doch bestehe
wohl noch eine gewisse Schwellenangst, sich zu melden. Die Helfer
werden dabei keineswegs unvorbereitet in diesen Dienst geschickt,
das "Netz" organisiert unterschiedliche Fortbildungsangebote.
Zuletzt gab es eine Einführung in Betreuungsrecht, Veranstaltungen
zu Fragen wie etwa: Wie führe ich ein Gespräch? Wie verändern
sich Menschen durch Krankheit? sind in Vorbereitung. "Die Ehrenamtlichen
werden von den Beratungsstellen begleitet und treffen sich nach
Absprache zum Erfahrungsaustausch." Der Besuchsdienst soll
flächendeckend für den gesamten Ostkreis ausgebaut werden.
(bke)
Kontakt: Koordinierungs- und Beratungsstelle in der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg Ost, Dannenfelser Straße 40 b, Kirchheimbolanden, Tel. 06352 / 7059719 Die Rheinpfalz - Nr. 10 - Donnerstag, 13. Januar 2000 |
Nach Notoperationen auf gutem Weg der Heilung KIRCHHEIMBOLANDEN: Sanierungskonzept bei der Sozialstation greift VON UNSERER REDAKTEURIN BARBARA TILL Nach Monaten lebenserhaltender "Notoperationen" gibt es ein deutliches Aufatmen bei der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg-Ost: Wir haben zum Jahresende 1999 eine schwarze Null geschrieben, den laufenden Betrieb im alten Geschäftsjahr ohne Defizit abgeschlossen", so Ruth Faber, die vor gut einem Jahr den Vorsitz in der schwersten Krisenzeit übernommen hatte. Das sei nur durch drastische interne Einschnitte wie durch sachkundige Begleitung von außen möglich gewesen, vermerken sie und Pflegedienstleiterin Rita Geißler. Ihr Dank für das letzte Halbjahr gilt insbesondere Luigi Hohenegger. Der Geschäftsführer der Sozialstation Neustadt begleitet die durch die Pflegeversicherung, die trotz Preissteigerungen seit 1995 unveränderten Leistungsvergütungssätze, aber auch durch den etwas zu üppig dimensionierten und mit Hilfe eines Darlehens finanzierten Neubau an der Dannenfelser Straße in schweres finanzielles Fahrwasser geratene Sozialstation mit betriebswirtschaftlicher Kompetenz. "Schmerzliche Einschnitte" "Die Entwicklung ist günstiger, als ich erwartet hatte. Wir sind auf einem guten Weg", resümierte Hohenegger nun gegenüber der RHEINPFALZ. Das seit 1. Juni umgesetzte Sanierungskonzept greife, dies habe aber auch schmerzliche Einschnitte mit sich gebracht. Denn Kosteneinsparung sei in erster Linie durch Personalreduzierung und Rückstufung von Leitungskräften um eine Gehaltsstufe erreicht worden. Allein dies könne im Einzelfall eine Verminderung des Einkommens von 500 bis 600 Mark bedeuten, verdeutlicht Pflegedienstleiterin Rita Geißler die Dimension des Verzichts. Die Personalreduzierung sei erstmal abgeschlossen, so Hohenegger; inwieweit in Zukunft wieder Korrekturen angebracht seien, bleibe abzuwarten. Denn die Reduzierung, die über Auflösungsverträge erfolgt sei, habe andererseits viel Mehrarbeitszeit für die verbleibenden Mitarbeiter - rund 6o einschließlich der geringfügig Beschäftigten - bedeutet. An Neueinstellungen sei aber vorerst nicht gedacht, sagte Hohenegger. Die Reduzierung der Personalaufwendungen 1999 gegenüber 1998 bezifferte Hohenegger auf 284.000 Mark; damit betrugen die Personalkosten im Vorjahr noch 2.350.000 Mark. Dem standen Einnahmen im Leistungsbereich von 2.650.000 Mark gegenüber - und damit hier ein Plus von 150.000 Mark im Vergleich zu 1998. Wie eng Personalfragen mit den Einnahmen verknüpft sind, verdeutlicht Hohenegger an einem Beispiel: Eine Schwester müsse 6o bis 65 Mark je Stunde erwirtschaften, damit sie sich trägt. Vieles, erkennt er an, werde längst außerhalb der Dienstzeit geleistet, und auch bei der für qualifizierte Arbeit unumgänglichen Fortbildung steht noch ein Einschnitt bevor: In Zukunft werde zwar der Betrieb noch die Kosten übernehmen, der Mitarbeiter aber müsse - auf freiwilliger Basis - seine Zeit investieren. "Nur so wird Fortbildung noch finanzierbar sein", urteilt Luigi Hohenegger. Ab 1. August 1999 wurde überdies auf eine monatliche Abrechnung
der Einnahmen umgestellt - mit dem wesentlichen Vorteil, dass die
Sozialstation nicht mehr, wie vordem bei der quartalsweisen Abrechnung,
gegenüber der Kasse teils über Monate in Vorlage treten
muss. "Das bedeutete Minus und ging in die Zinsen. Jetzt ist
ein regelmäßiger Geldfluss da und der stabilisiert natürlich
auch die Liquidität", erläutert Hohenegger. Gespart
wurde ebenfalls bei den Sachkosten: Um 20.000 auf 120.000 Mark wurden
1999 die Kfz.-Kosten gegenüber dem Vorjahr verringert. "Die
Sparmöglichkeiten sind nun aber auch ausgereizt. Jetzt kann
es nur noch um Optimierungen im Leistungs- und Verwaltungsbereich
gehen", bilanziert der Finanzfachmann. Und natürlich um
Mobilisierung zusätzlicher Einnahmen. So ist seit 1. Februar
ein Raum des Neubaus an der Dannenfelser Straße an eine Psychologin
vermietet, wird auch an Vermarktung des größeren Beratungsraums
unterm Dach gedacht, den die Volkshochschule bereits für Yoga-Kurse
nutzt. Die Finanzierung des Hauses insgesamt drücke zwar, "aber
wir kommen unseren Zahlungsverpflichtungen nach", so Luigi
Hohenegger.
Krisensituation auch eine Chance Da die Zukunft der Sozialstation wieder ruhiger ins Visier genommen werden kann, bewertet Rita Geißler gemäß dem Kirchentags-Wort "Was bleiben will, muss sich ändern" die Situation im Nachhinein auch "als Chance, die Dinge zu hinterfragen". Ruth Faber, die als ehrenamtliche Vorsitzende in den schweren Monaten fünf bis sechs Stunden täglich in der Sozialstation war, sieht wie auch Hohenegger die Identifikation und Solidarität der Mitarbeiter als großartig und nicht minder als lebenserhaltend für die Station an. Doch grundsätzliche Probleme bleiben: "Die Vergütung der Kassen muss kostendeckend sein. Darüber gibt es auch Gerichtsurteile. Aber die Kassen setzen das nicht um", beklagt Hohenegger. So musste sich die Sozialstation wegen der nicht leistungsgerechten Vergütung etwas aus dem Bereich Familienpflege zurückziehen. Aufrecht erhalten hat sie hingegen die nächtliche Rufbereitschaft, obwohl diese nicht bezahlt wird. Aber rund um die Uhr ansprechbar zu sein statt den Anrufbeantworter laufen zu lassen, ist "menschlicher Service" - und der bleibt dem Team wichtig. Die Rheinpfalz - Nr. 55 - Montag, 06. März 2000 |
Opferbereitschaft sichert Bestand Sozialstation und Herman-Nohl-Schule müssen schwere Krisen durchstehen Eine bedrohliche Erfahrung ist ihnen im Jahr 1999 gemein: Die Ökumenische Sozialstation Donnersberg Ost und die Herman-Nohl-Schule bewegen sich beide finanziell in schwerem Fahrwasser. In beiden Fällen führt die lange fragliche Bestandssicherung nur über die Opferbereitschaft der Mitarbeiter. Die Helfer müssen sich selbst helfen - hoffentlich kein Trend! Bei der Sozialstation wird das Ausmaß der lange schwelenden Finanzkrise - neben nicht kostendeckenden Gebührenersätzen und Strukturproblemen wird eine Ursache auch in der Größe des Neubaus in der Dannenfelser Straße gesehen - im Mai offensichtlich: Landesdiakoniepfarrer Theysohn spricht von Konkursgefahr, von mehrfach eingetretener Zahlungsunfähigkeit. Fünf Entlassungen werden ausgesprochen, eine mit der Sanierung beauftragte Geschäftsführerin kündigt noch in der Probezeit. Letztmals treten die Landeskirchen für entstandene Defizite ein, bis Ende Juni muss ein tragfähiges Sanierungskonzept vorliegen. Der schmerzliche Weg über tarifliche Rückgruppierungen, Kürzungen der Wochenstunden und der Stundenlöhne wird unvermeidlich, lässt aber Licht am Ende des Tunnels sichtbar werden. Sogar die Rücknahme der Kündigungen wird möglich. Auch über der Nohl-Schule im Heilpädagogium Schillerhain, einer Einrichtung der Evangelischen Heimstiftung, schwebt wegen des defizitären Betriebs seit dem Vorjahr schon das Damoklesschwert drohender Schließung, das am Ende nur abgewendet werden kann durch die Bereitschaft der Mitarbeiter, Einkommenseinbußen zu akzeptieren und entsprechenden Änderungen der Arbeitsverträge zuzustimmen. Die Zustimmungsquote von 90 Prozent zu diesem ''Sozialpakt'', die zur Erreichung des erforderlichen Einsparvolumens vorausgesetzt wird, wird erreicht. Ende Mai stimmt der Stiftungsrat dem unbefristeten Fortbestand der Schule zu. (bke) -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 08.01.2000 Ausgabe(n): KIB |
25 Jahre Ökumenische Sozialstation Als die guten Schwestern nicht mehr kamen KIRCHHEIMBOLANDEN: In diesem Jahr feiert die Ökumenische Sozialstation Donnersberg-Ost ihr 25-jähriges Bestehen. Obwohl die Einrichtung schon mehrere Male kurz vor dem Aus stand, wurde immer wieder ein Weg gefunden, den Pflegebetrieb aufrecht zu erhalten. Die RHEINPFALZ begleitet das Jubiläum mit einer kleinen Artikelserie. In unserem ersten Teil erinnert sich Helmut Starck, vor 25 Jahren Verhandlungsführer auf katholischer Seite, an die Zeit der Gründung. Bis etwa 1960 wurde die ambulante Pflege alter und kranker Mitglieder der Kirchengemeinden in der Region durch die evangelischen Diakonissenvereine und die katholischen Elisabethenvereine organisiert und, wo es möglich war, auch von Diakonissen und Ordensschwestern bewältigt. Die Grenzen zwischen den Konfessionen waren, vor allem in der ländlich strukturierten Gegend am Donnersberg, fließend. Die Zielsetzung der Vereine ging zudem über die bloße Pflege hinaus. So wurden oft auch noch konfessionelle Kindergärten oder Nähschulen für Mädchen unterhalten. Doch in den Jahren zwischen 1960 und 1970 machte sich die Überalterung bei den Schwestern bemerkbar, und man musste sich für die Pflege nach anderen Lösungen umsehen. In der Pfalz hieß die Lösung „Ökumenische Sozialstation“. Sie wurde als Gemeinschaftsinitiative der evangelischen Landeskirche der Pfalz, der Diözese Speyer und des Sozialministeriums in Mainz unter dem damaligen Sozialminister Heiner Geißler ins Leben gerufen. Bereits 1973 wurde die Sozialstation Rockenhausen in Betrieb genommen. Im östlichen Kreisteil arbeiteten bis 1972 noch drei Ordensfrauen, die alle bereits die offizielle Altersgrenze hinter sich gelassen hatten, in der katholischen Schwesternstation. Auf evangelischer Seite waren noch zwei Diakonissen im Einsatz. Unter dem Eindruck dieser problematischen Situation fanden im Spätjahr 1974 erste Sondierungsgespräche über eine gemeinsame ambulante Krankenpflege der beiden Kirchen statt. Verhandlungspartner waren damals der evangelische Dekan Werner Schramm und Helmut Starck, Kirchenrechner und zweiter Vorstand des katholischen Krankenpflegevereins. In die Vorbereitungen wurden Anfang 1975 auch die Kreisverwaltung des Donnersbergkreises und die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden, Göllheim und Eisenberg eingebunden. Eine Satzung wurde erarbeitet. Parallel dazu fanden Gespräche beim Sozialministerium in Mainz statt. Da auf evangelischer Seite gerade ein Wechsel in der Dekanatsführung - von Werner Schramm zu Claus Burmeister - stattfand, war hier die katholische Seite Feder führend. Dekan Abt, Kirchenrechner Helmut Starck, Pfarrgemeinde-Vorsitzende Edith Starck-Welsch und die Vorsitzende der Frauengemeinde, Bormuth, bereiteten den Boden für das weitere Vorgehen. Am Ende der vorbereitenden Gespräche stand dann der Konsens zwischen fast allen evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in den drei Verbandsgemeinden, die Verbandsgemeinden zogen sämtlich am selben Strang, und eine fertig ausgearbeitete Satzung lag vor, die im Oktober 1975 von den kirchlichen Behörden genehmigt und vom Registergericht bestätigt wurde. Im Laufe des Jahres 1976 wurden in weiteren Gesprächen mit den Krankenpflegevereinen alle noch vorhandenen Kräfte gebündelt. Eisenberg steuerte drei Pflegekräfte bei, darunter die letzte dort tätige Diakonisse, Schwester Änne. Vom evangelischen Krankenpflegeverein Zellertal kamen zwei Diakonissen samt Auto dazu, von Göllheim eine Altenpflegerin. Der katholische Krankenpflegeverein Kirchheimbolanden konnte keinen personellen Beitrag leisten, da die letzte Ordensfrau, Schwester Tarbula, im Oktober 1975 in den Ruhestand gegangen war. Die letzte für den evangelischen Krankenpflegeverein noch tätige Diakonisse, Schwester Anna, wurde in die neue Station übernommen. Auf Anfrage ordnete das Diakonissen-Mutterhaus in Speyer zum 1. Oktober 1977 Schwester Ruth Brauch als Leiterin der künftigen Sozialstation Donnersberg-Ost an. So konnte mit diesem Datum die Arbeit beginnen. Die finanzielle Verwaltung lag zunächst bei dem Leiter des evangelischen Verwaltungsamtes Walter Meier. Vorsitzender des Verwaltungsausschusses war Dekan Claus Burmeister, sein katholischer Stellvertreter war Helmut Starck. Für die Diensträume wurde das Erdgeschoss des ehemaligen Diakonissenhauses in der Mozartstraße ausgebaut. Die ersten neuen Pflegekräfte wurden zum 1. Dezember 1977 eingestellt. -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 08.05.2002 Ausgabe(n): KIB |
Senioren bekommen Hilfe im Alltag KIRCHHEIMBOLANDEN: Gemeinsames Projekt im Donnersbergkreis Hilfe für ältere Menschen, die zwar im Großen und Ganzen noch alleine zurecht kommen, gelegentlich aber doch auch Hilfe brauchen könnten, bietet seit 1. August die „Seniorenhilfe Donnersbergkreis“, ein Gemeinschaftsprojekt von Kreisverwaltung, Arbeitsamt und den ambulanten Pflegediensten im Donnersbergkreis. Das Projekt wendet sich an Senioren ab 65 oder an Menschen, die zu 50 Prozent schwerbehindert sind. Die Einstufung als pflegebedürftig ist keine Voraussetzung. Wie Landrat Winfried Werner, Arbeitsamtschef Klaus Theato und die Vertreterinnen der beiden ökumenischen Sozialstationen in Kirchheimbolanden und Rockenhausen im Gespräch mit der RHEINPFALZ darlegten, will die „Seniorenhilfe Donnersbergkreis“ gerade diejenigen älteren Menschen ansprechen, die sich eigentlich noch selbst versorgen könnten, denen Hilfe bei bestimmten Verrichtungen das Leben aber deutlich erleichtern könne. Die zweite Zielgruppe, an die sich das Angebot richtet, sind ältere Menschen, die nahe Angehörige pflegen und dabei oft über ihre eigenen Kräfte eingespannt sind. „Mit dem Angebot einer stundenweisen Betreuung“, heißt es in der Infobroschüre, die unter anderem in Arztpraxen ausliegt, sollen diese Pflegepersonen unterstützt werden. Die „Seniorenhilfe Donnersbergkreis“ wird als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme finanziert. Zehn Arbeitslose wurden für dieses Projekt seit Anfang Mai eigens geschult. Unter anderem wurde Fachwissen wie beispielsweise Diätkochen vermittelt. Als Träger dieser Weiterbildung fungierte der Internationale Bund. Die Beschäftigten werden von den Ökumenischen Sozialstationen in Kirchheimbolanden und Rockenhausen sowie vom privaten Pflegedienst Lange vermittelt und nach Tarif bezahlt. Wie Landrat Werner gegenüber der RHEINPFALZ betonte, wurden die in dieser Maßnahme Beschäftigten sorgfältig ausgewählt und auf ihre Eignung überprüft. Sie werden auch während ihrer Arbeit betreut und angeleitet. Sie träten dabei nicht in Konkurrenz zu den Pflegediensten, da ihr Betätigungsfeld ein anderes sei. Sie bieten Hilfe im Haushalt an, bügeln, putzen Fenster, begleiten alte Menschen auf Spaziergängen oder zum Arzt. Eine Einschränkung gibt es dabei allerdings: Die rein hauswirtschaftlichen Verrichtungen können ausschließlich von Personen in Anspruch genommen werden, die nicht bereits Versicherungsleistungen aus der Pflegekasse erhalten. Nicht unter das Angebot fallen Leistungen, die nur von geschultem Fachpersonal der Pflegedienste erbracht werden können. Mit diesem ABM-Projekt wollen die Beteiligten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Arbeitslose bekommen eine Teilzeitstelle, die ihnen langfristig den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen soll, Senioren erhalten Hilfe und bleiben selbstständig. Die Dienstleistung kostet denjenigen, der sie anfordert, sechs Euro pro Stunde. Die Maßnahme ist zunächst auf ein Jahr befristet und wird vom Arbeitsamt mit 100.000, vom Kreis mit 20.000 Euro bezuschusst. Bei Erfolg soll sie fortgesetzt werden. (ajh) Vermittlung Ökumenische Sozialstation Donnersberg-Ost, Telefon 06352/ 705970; Mobiler Pflegedienst Lange, Rittersheim, Telefon 06352/ 789750; Ökumenische Sozialstation Donnersberg-West, Telefon 06361/ 92900, Ambulante Krankenpflege Hack, Münchweiler, Telefon 06302/ 7734; außerdem die Beratungs- und Koordinierungsstellen der Ökumenischen Sozialstationen, Telefon 06352/ 7059719 (Kirchheimbolanden) und 06361/ 993355 (Rockenhausen). -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 14.08.2002 Ausgabe(n): GRU |
„Pflegekasse ist wie Teilkasko-Versicherung“ KIRCHHEIMBOLANDEN: Mit Volldampf voraus fährt das Schiff Ökumenische Sozialstation Donnersberg-Ost, freute sich die scheidende Vorsitzende Ruth Faber auf der Mitgliederversammlung Donnerstagabend in Kirchheimbolanden. Zwar steht die Rechnungsprüfung durch den Landeskirchenrat noch aus, doch konnte die Verwaltung der Einrichtung Positives berichten. Ein gutes Management hat einiges bewirkt, gespart wurde durch die Mitarbeiter. Die Sozialstation trägt sich finanziell aus Leistungserstattungen der Kassen, Beiträgen der Krankenpflegevereine sowie Zuschüssen der Kirchen und des Landes. Die Einnahmen reichen aber nicht aus, ohne Zuschüsse könne das Defizit nicht abgetragen werden, resümierte Ruth Faber, die als erste Vorsitzende zurücktrat, weil sie eine neue berufliche Aufgabe übernimmt. Mit einem gefühlvollen Dank an ihre Mitarbeiter für die enorme Unterstützung verabschiedete sie sich. Zu bedenken gab sie, dass die Sozialstation ein mittelständisches Unternehmen sei, das eigentlich nicht ehrenamtlich geführt werden sollte. Zum Nachfolger wurde einstimmig Dekan Thomas Vieweg gewählt, der seit über drei Jahren Mitglied des Verwaltungsausschusses war. Mit der Bitte um weiterhin feste Unterstützung vor allem von Seiten der Krankenpflegevereine startete er in sein neues Amt. Die Zukunft müsse dringend Gespräche über die Rechtsform der Organisation bringen, Austausch mit vergleichbaren Vereinen sei unumgänglich, um auf Dauer das Überleben der Einrichtung zu ermöglichen. Hier sei auch die Politik gefragt, wandte sich Vieweg an Verbandsbürgermeister Axel Haas. Die Kirchen sollten ihre Gelder wieder für die Seelsorge des Vereins eingesetzt sehen und nicht für Strukturkosten. Seinen Dank für das hohe Engagement Ruth Fabers unterstrich der „Neue“ mit Blumen. Neu in den Verwaltungsausschuss wurden einstimmig neben Ruth Faber Hans-Jürgen Friesen und Karin Knauber gewählt. Pflegedienstleiterin Rita Geissler stellte das Projekt „Seniorenhilfe Donnersbergkreis“ vor, das die Kreisverwaltung zusammen mit den Sozialstationen, privaten Pflegediensten und den Beratungs- und Koordinierungsstellen betreut. Sie appellierte, sich bewusst zu machen, dass die Pflegeversicherung keinesfalls die Krankenvereine ersetzt. Viele Leistungen würden von den Kassen in die Pflegeversicherung verlagert, beklagte sie, für die eigentliche Pflege bleibe immer weniger Geld, so gleiche die Pflegeversicherung einer Teilkasko-Versicherung. Helmut Starck forderte, dass die Gelder der Kirchen die Pflege menschlicher gestalten helfen, ideal wäre eine Aufteilung von jeweils 50 Prozent für den Haushalt und für die Pflege. Heinrich Fuhrmann bat die Krankenvereine, mehr als nur das Pflichtprogramm zu erfüllen. Thomas Vieweg kündigte an, mit den Vereinen das Thema Rücklagen zu besprechen und die Frage zu stellen, wie man sie nicht nur ansammeln, sondern auch im Sinne der Vereine sinnvoll einsetzen sollte. Info Eine weitere Feier zum 25. Jubiläum der Sozialstation findet morgen in Eisenberg statt: Beim ökumenischen Gottesdienst um 16 Uhr in der katholischen Kirche wirken der Kinderchor Eisenberg und Andreas Vollett (Trompete) mit. (gth) -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 28.09.2002 Ausgabe(n): KIB |
Sozialstation: Vieweg löst Faber ab KIRCHHEIMBOLANDEN: Wahlen bei der Sozialstation Donnersberg-Ost Mit Volldampf fahre das Schiff Ökumenische Sozialstation Donnersberg-Ost, freute sich die scheidende Vorsitzende Ruth Faber bei der jüngsten Mitgliederversammlung in Kirchheimbolanden. Zwar steht die Rechnungsprüfung durch den Landeskirchenrat noch aus, doch ein gutes Management hat laut Verwaltung einiges bewirkt. Gespart wurde durch die Mitarbeiter. Die Sozialstation trägt sich aus Leistungserstattungen der Kassen, Beiträgen der Krankenpflegevereine sowie Zuschüssen der Kirchen und des Landes. Die Einnahmen reichten aber nicht aus, resümierte Ruth Faber, die als Vorsitzende zurücktrat, um beruflich neue Aufgaben zu übernehmen. Die Sozialstation sei ein mittelständisches Unternehmen. Krankenpflegevereine um Unterstützung gebeten Zum Nachfolger wurde einstimmig Dekan Thomas Vieweg gewählt. Er bat sogleich um weiterhin feste Unterstützung vor allem von den Krankenpflegevereinen. In Zukunft müsse man dringend über die Rechtsform der Organisation nachdenken, ein Austausch mit vergleichbaren Vereinen sei unumgänglich, damit die Einrichtung auf Dauer überlebe. Hier sei auch die Politik gefragt. Die Kirchengelder sollten wieder für die Seelsorge des Vereins eingesetzt werden. Neu in den Verwaltungsausschuss wurden neben Ruth Faber Hans-Jürgen Friesen und Karin Knauber gewählt. Pflegedienstleiterin Rita Geissler stellte das Projekt „Seniorenhilfe Donnersbergkreis“ vor, das die Kreisverwaltung mit den Sozialstationen, privaten Pflegediensten und den Beratungs- und Koordinierungsstellen betreut. Die Pflegeversicherung ersetze keinesfalls die Krankenvereine. Viele Leistungen würden von den Kassen in die Pflegeversicherung verlagert, beklagte sie, für die Pflege bleibe immer weniger Geld. (gth) -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 01.10.2002 Ausgabe(n): GRU |
Hilfe für Senioren und Behinderte KIRCHHEIMBOLANDEN. Viele alte Menschen können Hilfe im Haushalt
oder beim Einkaufen gebrauchen, andererseits suchen etliche Arbeitslose,
hauptsächlich Frauen, einen Teilzeitjob. -------------------------------------------------------------------------------- DIE RHEINPFALZ 28.02.2003 Ausgabe(n): GRU |