Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Kirchenkonzert - Mit Orgelton und Glockenklang

Martin Herrmann und Volker Müller in Eisenberg

VON UNSEREM MITARBEITER ROLAND HAPPERSBERGER

Glocken und Orgelspiel im Konzert miteinander? Wie geht das, besonders dann, wenn kein Glockenspiel am Ort ist? Per Tonband, und das Ergebnis kann sich, wenn man nicht gar zu streng ist, durchaus hören lassen. Zu solchem ungewöhnlichen musikalischen Zusammenwirken kamen am Donnerstag in der protestantischen Kirche Eisenbergs der Dessauer Organist Martin Herrmann und der pfälzische Glockenexperte Volker Müller (Maxdorf) zusammen. Leider fand auch dieses Konzert nicht das Publikumsinteresse, das es verdient hätte. Immerhin birgt die Kirche ein selten ins rechte Licht gerücktes Juwel, eine 100 Jahre alte, im Klangbild unversehrte romantische Walcker-Orgel mit über 30 klingenden Registern. Einzige Veränderung, welche die Zeit gebracht hat: die pneumatische Traktur wurde in den 80er Jahren durch eine elektrische ersetzt.

Wer den Klang barocker Orgeln und der nach ihrem Muster konzipierten Neubauten der letzten Jahrzehnte gewöhnt ist, dem bereitete das Eisenberger Instrument Überraschungen: die Töne erklingen allmählicher, die einzelnen Register verschmelzen zum warmen, dunklen Gesamtklang, statt sich klar und scharf voneinander abzusetzen. Dies passt nicht zur Polyphonie des Barock, wohl aber zu den Kompositionen, die Herrmann vorzüglich interpretierte. Zunächst Mendelssohns vierte Orgelsonate in B-Dur, mit einem breiten, feierlichen Allegro maestoso am Anfang, warm und farbig vorgetragen, dann ein zartes, verhalten, aber stets stringent gespieltes Andante religioso, ein Allegretto und ein festliches Schlussallegro. Herrmann spielte dies klar und ruhig, registrierte vorzüglich, ließ die Qualitäten des Stücks, des Instruments und seines Spiels gleichermaßen leuchten. Das gilt auch uneingeschränkt für die folgenden Werke, Cesar Francks meditativ-bewegten Choral in a-moll und Johann Weyrauchs Choralpartita über „Unüberwindlich starker Held, St. Michael“. Kraftvoll und energisch gestalteten die Variationen den Kampf des Erzengels mit dem Bösen.

Mildere Töne dagegen herrschten im zweiten Teil: Vornehmlich freudige Choralmelodien des Grünstadter Glockenspiels ließ Müller vom Band erklingen, Herrmann fügte klar disponierte, freundliche Improvisationen bei, die sich meist allerdings erst entfalten konnten, wenn der zarte Tonbandglockenklang verklungen war...

Die Rheinpfalz - Nr. 87, Montag, 15. April 2002


 

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