Seit Januar diesen Jahres hat es bei der Sozial- und Lebensberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Kirchheimbolanden eine personelle Veränderung ergeben. Die Sozialarbeiterin Ingrid Leber kehrte nach knapp vierjährigem Erziehungsurlaub als Teilzeitkraft von 15 Stunden zurück und ist nun ausschließlich zuständig für die Kirchengemeinden Eisenberg, Stauf, Steinborn, Ramsen und Kerzenheim. Die Sprechzeiten im Gemeindehaus, Telefon: 0 63 51 / 4 36 47, haben sich seitdem auf Montag von 08.30 Uhr bis 10.00 Uhr verschoben. Von Dienstag bis Freitag erreicht man Frau Leber in der Sozial- und Lebensberatungsstelle in Kirchheimbolanden, Telefon: 0 63 52 / 80 05, zwischen 08.00 und 11.00 Uhr, um ein Beratungsgespräch oder einen Hausbesuch zu vereinbaren. Die Sozialarbeiterin bietet an:
Information und Hilfestellung für den Bezug von Sozialleistungen (z. B. Wohngeld, Kindergeld, Erziehungsgeld, Sozialhilfe)
Beratung bei persönlichen, sozialen und finanziellen Problemen
Begleitung bei der Überwindung persönlicher Krisen
Klärungshilfen in schwierigen Lebenssituationen
Schwangerenberatung nebst Antragstellung an Stiftungen (z. B. "Mutter und Kind, Schutz des ungeborenen Lebens")
Beratung und Hilfe für schwangere Frauen in Not- und Konfliktsituationen (staatlich anerkannte Beratungsstelle)
Vermittlung von Erholungs- und Kurmaßnahmen für Familien, Mütter oder Väter mit Kindern, Mütter, Kinder, Senioren.
Die Beratung ist für Sie kostenfrei und steht allen Ratsuchenden zur Verfügung. Die Sozialarbeiterin ist zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Blick 04/98
Seit Jahren werden Spätaussiedler durch Sozialarbeiter des Diakonischen
Werkes betreut.
Spätaussiedler kommen aus den ehemaligen Ostblockländern, in denen
ihre deutschen Vorfahren im 18. und 19. Jahrhundert Siedlungen gegründet
und das Land kultiviert haben. Diese Menschen hatten im Zusammenhang mit
dem zweiten Weltkrieg unter schweren Repressalien zu leiden, deren Folgen
sich zum Teil noch bis heute auswirken.
Die meisten Aussiedler kommen nur mit ihrem Handgepäck. In der Regel
werden sie zunächst in Notunterkünften untergebracht. Für
die Dauer von 6 Monaten wird denen, die im Erwerbsleben gestanden haben,
eine Eingliederungshilfe, die in etwa der Arbeitslosenhilfe entspricht, gezahlt.
Falls sie nach dieser Zeit, während der ein Sprachkurs angeboten wird,
noch keine Arbeit haben, müssen sie Sozialhilfe beantragen.
Bei der Integration der Aussiedler ist viel Aufklärungsarbeit und
vermittelnde Hilfe notwendig, um Sprachdefizite auszugleichen und unser
Gesellschaftssystem mit seinen Regeln verständlich zu machen. Manches
Leid besteht durch aussiedlungsbedingte Familientrennungen, vor allem, wenn
die Familienmitglieder unterschiedlicher Nationalität sind. Die
Familienzusammenführung ist eine rechtlich komplizierte Angelegenheit.
Im Rahmen unserer Kirche kommt den Aussiedlern auch insofern einige Bedeutung
zu, als diejenigen, die aus den GUS-Staaten kommen, in ihrer Mehrzahl
Gruppierungen der Evangelischen Kirche angehören.
Während die Älteren von ihnen meist in einer von tiefer
Gläubigkeit geprägten Gemeinschaft, umgeben von einem atheistischen
System, aufgewachsen sind, ist die heutige Generation durch eine atheistische,
staatliche Erziehung geprägt. Die Älteren halten bis heute an ihrem
Glauben fest, viele Jüngere stehen der Kirche abwartend gegenüber.
Die Frage nach der eigenen Religionszugehörigkeit taucht erst im
Zusammenhang mit ihrem Eintreffen in Deutschland für sie auf. Dann spielt
es sicher eine Rolle, wer ihnen diesbezügliche Fragen beantwortet und
Erklärungen dazu gibt.
Über die Aussiedlerarbeit des Diakonischen Werkes erfolgt oft die erste
Begegnung mit der Kirche in Deutschland. In Eisenberg wohnen viele Aussiedler,
weil in Stauf seit Jahren ein Aussiedlerwohnheim ist. Viele haben hier eine
neue Heimat gefunden.
In Eisenberg übernimmt die Aufgabe Frau Bandow, die freitags von
08.30-11.30 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Sprechstunde hat. In 10
Monaten wurden über 210 Beratungen durchgeführt. Nachmittags werden
in der Regel Hausbesuche gemacht.
(Telefon: 0 63 51 / 4 36 47 in Eisenberg, Telefon: 0 63 52 / 80 05 in
Kirchheimbolanden.)
"Diakonie gehört zum Glauben wie das Gebet"
EISENBERG: Jubiläumsfeier im Evangelischen Gemeindehaus - Kabarett über Erfahrungen von Aussiedlern in Deutschland.
"Diakonie ist eine Sache, die zu unserem Glauben gehört wie das Gebet. Diakonie ist gelebter Glaube." Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Friedrich Schmidt aus Eisenberg am Samstagabend die zahlreichen Gäste im Evangelischen Gemeindehaus.
Darunter waren viele Aussiedler, größtenteils aus der ehemaligen Sowjetunion. Diese beteiligten sich aktiv an der Feier der Dekanate Kirchheimbolanden und Winnweiler sowie der protestantischen Kirchengemeinde Eisenberg mit Gesang und Tanz. Ob russische Polka oder traditionell deutsche Lieder: Man feierte ausgelassen und fröhlich das Jubiläumsjahr der Diakonie.
Ein Augenschmaus war die Darbietung der Kinder Nelli Reiser und Alex Schall mit modernen Tänzen. In nichts nach standen ihnen Julia Schall und Simon Jung, die lateinamerikanische Tänze zeigten. Albert Reiser spielte ein Menuett auf der Klarinette und Soja Kirsch hatte extra für diesen Tag einen kleinen Chor aus der landeskirchlichen Gemeinschaft zusammengestellt.
Der Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch das Kabarettstück von Lilia Tetslau. Die Rußlanddeutsche wurde in Kasachstan geboren und besuchte bereits im Alter von 15 Jahren die Schauspielschule. Zuletzt lebte sie in der Ukraine, bevor sie nach Braunschweig umsiedelte. Ihre persönlichen Erfahrungen machte sie zum Gegenstand des Kabaretts. Wie fühlen sich Spätaussiedler in Deutschland? "Hast du keine Arbeit, kriegst du keine Wohnung, hast du keine Wohnung, kriegst du keine Arbeit. Von diesem System können sich sogar die Russen noch was abschauen", formulierte Tetslau ironisch. Das Kabarett verband geschickt Komik mit ernsthafter Kritik, und so manch ein Aussiedler fühlte sicher eigene Erfahrungen angesprochen. Der Aussiedlerseelsorger Reinhard Schott machte auf das Motto der Veranstaltung aufmerksam. 150 Jahre Diakonie hieße 150 Jahre stark sein für andere. Die sichtbaren Mauern zwischen Ost und West seien zwar gefallen, nun sei es an der Zeit, daß auch die eigenen inneren Grenzen überwunden würden.
Landespfarrer Frieder Theysohn aus Speyer nahm vor allem Bezug auf die Seele: "Hier in Deutschland geht's erstmal ums Geld, die Arbeit, auch das Vergnügen. Doch bei vielen Spätaussiedlern ist die Seele noch nicht in der neuen, alten Heimat angekommen", so Theysohn. Besondere Grußworte anläßlich der Feier sprachen Sozialarbeiterin Heidi Bandow aus Biedesheim, Angela Ratter, die Leiterin das Aussiedlerwohnheimes in Stauf, sowie Stadtbürgermeister Adolf Kauth. (afa)
Die Rheinpfalz - Nr. 142 - Dienstag, 23. Juni 1998