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100 Jahre Krankenpflegeverein Schwestern in typischen Trachten prägten das Bild EISENBERG: Jubiläumsfeier mit Gemeindetag und Festgottesdienst - Ökumenische Sozialstation feiert 25. Bestehen Wenn am Sonntag die beiden christlichen Konfessionen das 25-jährige Jubiläum der Ökumenischen Sozialstation mit einem Festgottesdienst feiern, können die Eisenberger Protestanten auf eine über 100-jährige Geschichte ihres Krankenpflegevereins, der sich 1978 der Ökumenischen Sozialstation Donnersberg-Ost angeschlossen hat, zurückblicken. Im kürzlich wiedergefundenen Protokollbuch des Vereins heißt es unter dem Datum 10. November 1901: "Eine geordnete Krankenpflege zu besitzen, ist Bedürfnis und lebhafter Wunsch aller Schichten der hiesigen Bevölkerung; zur Realisierung derselben die vorbereitenden Schritte getan zu haben, ist der dankenswerte Verdienst des Herren Fabrikanten F. von Müller und Vikar Schultz. Auf ihre Veranlassung hin wurde von der Kanzel und durch die Ortsschelle zur heutigen Versammlung eingeladen, welche vormittags 11 Uhr im Schulhause bei einer Beteiligung von 68 Personen stattfindet". Unter Vorsitz von Pfarrer Mentzel einigte sich die Versammlung darauf, "die Gründung eines Krankenpflegevereins mit tunlichster Beschleunigung zu betreiben. Zu diesem Zwecke sollen zwei Listen zirkulieren, in welche sich die Interessenten als Mitglieder einzuzeichnen haben". Beschlossen wurde ebenfalls der sofortige Anschluss an das Diakonissenhaus Speyer, denn für die Krankenpflege vor Ort waren Diakonissen als Krankenschwestern erforderlich. Wenn jemand plötzlich krank wurde, so erzählt Gustav Eichling, der 25 Jahre Vereinsrechner war, wurde meist zuerst die Schwester zur Ersten Hilfe gerufen. Der Arzt wurde nur in ganz dringenden Fällen in Anspruch genommen, weil Ehefrauen und Kinder damals noch nicht in der Krankenkasse mitversichert waren, und deshalb das Arzthonorar aus eigener Tasche gezahlt werden musste. Meistens waren drei Schwestern in Eisenberg, die mit ihren typischen Trachten das Ortsbild mit prägten. Mit der vor zwei Jahren verstorbenen Schwester Änne Koob, die noch lange nach ihrer Pensionierung im Gemeindeleben aktiv war, endete die Ära der Diakonissinnen in Eisenberg. Dass die politische Gemeinde die Ziele des Krankenpflegevereins unterstützte, ist ebenfalls im ersten Protokoll vermerkt: "Mit großer Freude nimmt die Versammlung Kenntnis von einem Beschlusse des Gemeinderates", dass "die Miete für die Wohnung der Diakonissin auf die Gemeindekasse übernommen wird". Die Vorstände der "hiesigen Krankenkassen sollten ihre Mitglieder auffordern, dem neuen Verein beizutreten. Am 19. November 1901 hatten 288 Personen den Beitritt erklärt, die insgesamt 864 Mark pro Jahr einzahlten. Trotzdem schrieb der Verein in den Anfangsjahren "rote Zahlen", ein kleiner Überschuss ist erstmals 1920 verzeichnet. Im Krisenjahr 1923, das unter anderem von der galoppierenden Inflation gekennzeichnet war, wurde im Februar der monatliche Beitrag der Mitglieder auf 100 Mark erhöht. An die Diakonissenanstalt waren im Januar 4000, im Februar 10.000 und im März bereits 15.000 Mark zu zahlen. Aber schon im Juni des gleichen Jahres wurde der Mitgliedsbeitrag erneut erhöht. Und auch "das Haushaltungsgeld der Schwester ist zu erhöhen", heißt es im Protokollbuch. Im September 1923 setzt die außerordentliche Mitgliederversammlung den monatlichen Beitrag "auf den Preis von einen Liter Milch am 10. des Monats" fest, "aufgerundet auf die nächsten 100.000 Mark". Heute zählt der Protestantische Krankenpflegeverein rund 700 Mitglieder. (hsc) K U R Z - I N F O
Die Rheinpfalz - Nr. 225, Freitag, 27. September 2002 |
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Gemeindebrief Blick
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