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Partnerschaft mit AMAS / Brasilien BEGEGNUNG: FERNANDO DÜCK Vom Volleyballfeld auf die Kanzel gewechselt EISENBERG: 22-jähriger Brasilianer absolviert Freiwilliges Soziales Jahr bei protestantischer Kirchengemeinde Von unserer Mitarbeiterin Anja Benndorf Jede Menge Lebenserfahrung zu sammeln, „um ein „richtiger“ Pfarrer sein zu können“ - das ist das Ziel, das sich Fernando Dück für die kommenden zwölf Monate gesteckt hat. Der 22-jährige Mennonit aus Curitiba im brasilianischen Bundesstaat Paraná kam Anfang Juni nach Eisenberg, um bei der protestantischen Kirchengemeinde ein Freiwilliges Soziales Jahr abzuleisten. Das taten während der seit 1986 bestehenden Partnerschaft zwischen der Amas, einem sozialen Hilfswerk der brasilianischen Mennonitengemeinden, und der protestantischen Gemeinde in Eisenberg bereits 16 junge Frauen und Männer aus Südamerika vor ihm. In der kirchlichen Arbeit sehr engagiert waren sie alle, als angehender Theologe ist Fernando Dück aber etwas Besonderes. „Und es war selten jemand hier, der am Anfang schon so gut Deutsch sprach“, sagt Pfarrer Karl-Ludwig Hauth. Daher hatte Dück auch keine Probleme, den Gottesdiensten, Podiumsveranstaltungen und kulturellen Darbietungen auf dem 31. Evangelischen Kirchentag in Köln zu folgen. Nur einen Tag vor Beginn der Veranstaltung, die vom 6. bis zum 10. Juni lief, war der Brasilianer in Eisenberg angekommen. Trotz der langen Anreise und obwohl er noch nie zuvor in der Bundesrepublik war, startete er gleich am nächsten Morgen durch und fuhr mit einer Gruppe ihm noch fremder Eisenberger Christen nach Nordrhein-Westfalen. Die Begegnungen mit so vielen Gleichgesinnten seien sehr interessant gewesen, berichtet Dück. Er ist neugierig auf Menschen, liebt aber gleichzeitig die Ruhe, die er auch selbst ausstrahlt. „Ich mag gern morgens durch den kühlen Wald joggen“, sagt der sportliche Mann, der die Stadt Eisenberg peu à peu mit dem Fahrrad erkundet. Hier könne er das endlich wieder tun. In Brasilien habe er keine Zeit dazu gehabt, denn neben seinem Theologiestudium musste er Geld verdienen, unter anderem als Schreiner und Maschinenbauer. In seiner Freizeit hat sich Dück in der Jugendarbeit in
der Mennonitengemeinde engagiert, im Kirchenchor gesungen und Theater
gespielt. Dass er sein Leben in den Dienst Gottes stellen will,
hat er schon mit elf Jahren gewusst. „Damals war ich auf einem Zeltlager
unserer Gemeinde und habe den Entschluss gefasst, Pfarrer zu werden“,
erinnert er sich. Der Wunsch sei mit der Zeit immer stärker
geworden. In seiner Familie, die ursprünglich aus Deutschland
stammt und 1931 nach Brasilien kam, spiele Religion schon immer
eine große Rolle, erzählt der Sohn eines Lkw-Fahrers.
Die Mutter habe ihm und seinen Geschwistern regelmäßig
aus der Bibel vorgelesen - in deutscher Sprache.
In Eisenberg schnuppert er jetzt in alle Bereiche der kirchlichen Arbeit hinein. Den Kriseninterventionsdienst des Fördervereins Erweiterter Rettungsdienst in Grünstadt, an dem sich Karl-Ludwig Hauth als Notfallseelsorger beteiligt, hat Dück schon kennen gelernt. Demnächst wird er unter anderem im evangelischen Kindergarten tätig sein und in Jugendgruppen arbeiten, Bewohner von Altenheimen besuchen und in der Verwaltung mithelfen. „Fernando kann aber auch ganz andere Aufgaben übernehmen“, freut sich Pfarrer Hauth auf Entlastung, „etwa selbstständig einen Gottesdienst leiten.“ Die Rheinpfalz - Nr. 140, Mittwoch, 20. Juni 2007, Seite 13 |