Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Zwanzig Jahre Partnerschaft mit AMAS 

Junge Brasilianer sind seit 20 Jahren gern gesehene Gäste

EISENBERG: Partnerschaft zwischen Kirchengemeinde und Hilfswerk

Von unserer Mitarbeiterin Anja Benndorf

Mit einer ökumenischen Hochzeit 1985 in Eisenberg habe alles angefangen, berichtet der kürzlich in den Ruhestand gegangene evangelische Pfarrer Friedrich Schmidt. Damals wurde die Ehe zwischen einer Protestantin und einem Mennoniten geschlossen. Aber es wurde auch der Grundstein gelegt für eine Partnerschaft zwischen der evangelischen Kirchengemeinde in Eisenberg und der Amas, einem sozialen Hilfswerk der brasilianischen Mennonitengemeinden, die jetzt seit 20 Jahren besteht.

Der Täufer-Prediger Abram Ens aus Enkenbach, mit dem Schmidt die Trauung vorgenommen hatte, erzählte nach der Eheschließung, dass es möglich sei, bei den Mennoniten in Curitiba im brasilianischen Bundesland Paraná ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. „Meine älteste Tochter Sabine suchte zu dem Zeitpunkt gerade nach so einer Stelle“, erinnert sich Schmidt, „und so ging sie für zwölf Monate nach Südamerika.“ Sabine Schmidt arbeitete als Erzieherin in einer Kindertagesstätte in Porto Amazonas, einem kleinen Städtchen, knapp 90 Kilometer südwestlich von Curitiba. Dadurch, dass im Gespräch mit den Kleinen immer wieder dieselben Begriffe fielen, wie „Mama“, „essen“, „abholen“, beherrschte sie relativ schnell einen Grundwortschatz in portugiesischer Sprache.

In der Einrichtung wird der Nachwuchs aus verarmten und zerrütteten Familien im christlichen Sinn erzogen und betreut. Alle Eltern müssen einen geringen Beitrag für die Unterbringung ihrer Sprösslinge leisten. Wer nicht zahlen kann, erledigt stattdessen kleine Dienste, etwa Reparaturen am Haus oder Gartenarbeit. Die Förderung in der Tagesstätte sei hervorragend und basiere auf einer fantasievollen, guten Pädagogik, so Schmidt. Träger der Einrichtung ist Amas. Die 1970 gegründete Organisation, deren Wirken über Spenden und Patenschaften finanziert wird, hat in und um Curitiba mehrere solcher Häuser und Hilfszentren. Gut 100 Mitarbeiter kümmern sich um mehr als 800 Kinder und deren Angehörige.

Pfarrer Schmidt und seine Frau Edeltraut Hoch-Schmidt besuchten ihre Tochter im Februar 1986 in Brasilien und knüpften dort Kontakte zu dem Geschäftsführer-Ehepaar von Amas. Nach ihrer Rückkehr begannen die beiden in Eisenberg für Spenden und Patenschaften zu werben. „Anfangs kamen jährlich etwa 5000 bis 6000 Mark zusammen, heute sind es ungefähr 20.000 Euro“, berichtet Schmidt über die erfolgreiche Entwicklung. Im Spätsommer 1986 kamen drei Brasilianerinnen in die Bundesrepublik, um in den Mennonitengemeinden um Unterstützung für Amas zu bitten. „Wir gaben ihnen Quartier und sie fragten, ob nicht auch junge Menschen aus Curitiba jeweils für ein Jahr in Eisenberg leben und arbeiten könnten“, so Schmidt. Davon versprach man sich für die deutschstämmigen Täufer vor allem eine gute Möglichkeit Deutsch zu lernen.

Erster Austausch im Jahr 1986

Der gegenseitige Austausch startete im November 1986 und kennzeichnete den offiziellen Beginn der Partnerschaft. Miguel Lopes und Gisela Wiens waren die ersten Brasilianer, die 1987 nach Eisenberg kamen. Ihnen folgten bis heute 16 weitere junge Männer und Frauen. Die Auswahl der Besucher ist an drei Bedingungen geknüpft. Sie müssen Praktikanten bei Amas und Mitglied einer Kirchengemeinde sein. Außerdem dürfen ihre Vermögensverhältnisse keine Reise auf eigene Kosten zulassen.

amas20.jpg (41 KB) - Foto: Benndorf

Seit Bestehen der Partnerschaft haben elf junge Eisenberger den brasilianischen Bundesstaat Paraná besucht. Die Kontakte haben Friedrich Schmidt und seine Frau Edeltraut Hoch-Schmidt geknüpft. Zahlreiche Geschenke, die die beiden von den Brasilianern erhielten, schmücken in ihrem Haus die Wände. - FOTOS: BENNDORF

„Die Freiwilligen, die bei Gastfamilien wohnen, sollen alle Bereiche der Kirche kennen lernen“, so Pfarrer Schmidt. Sie sind ehrenamtlich im Kindergarten tätig und in der Jugendarbeit, im Frauenkreis und im Altenheim. „Viele von ihnen sind äußerst musikalisch und deshalb besonders gern gesehen bei Gottesdiensten und anderen Feiern“, erzählt er.

Von Gastfreundschaft beeindruckt

Geachtet und geliebt seien umgekehrt die Deutschen, die - meist nach dem Abitur oder einer Lehre - in Curitiba selbstständig und voll verantwortlich in den Amas-Einrichtungen beschäftigt sind. Besonders beeindruckend sei für sie die dort erlebte Fröhlichkeit und Gastfreundschaft, die den Brasilianern trotz aller Armut eigen sei, so Schmidt. „Der Aufenthalt in Südamerika ist für die persönliche Entwicklung der jungen Menschen eine enorme Bereicherung“, weiß er.

Elf Eisenberger waren bislang in Paraná. Im Februar wird voraussichtlich Pia Schwind dorthin gehen. Pfarrer Schmidt ist zuversichtlich, dass das klappt, obwohl Brasilien die Regeln für die Erteilung der Aufenthaltsgenehmigungen geändert hat. „Es wird jetzt eine abgeschlossene Ausbildung in einem sozialen Beruf verlangt“, erläutert er. Die protestantische Kirche hat sich deshalb schon an die Botschaft gewandt, in der Hoffnung, dass diese neue Bedingung wieder aufgehoben wird.

Die Rheinpfalz - Nr. 302, Samstag, 30. Dezember 2006


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